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Buch des Blutes:
"Ueber die Ritualistik"

Kapitel

Einleitung

Kontakt zu dem Dämonischen ist eine der gefährlichsten Tätigkeiten, der ein Sterblicher in diesem seinem Leben nachgehen könnte. Während das Ritual des täglichen Lebens, bestehend aus dem Aufwachen, dem Ankleiden, dem Tagewerk, dem Speisen und schliesslich dem Zubettgehen eine schlichte, simplifizierte Form der Ritualistik ist, und einem Menschen die Sicherheit gibt zu erkennen, was normal und was von der Norm abweichend ist, würde sich eine plötzliche Abweichung von diesem Ablauf wohl eher als Abenteuer darbieten, denn als Gefahr. Anders jedoch stellt sich die Handhabe von Beschwörungen, Zauberriten, Bannsprüchen oder Fluchzaubern dar. Hierbei ist es die eigene Sicherheit und das eigene Leben, mit dem gefuhrwerkt wird, und wenn eine kleine Abweichung bereits das Leben kosten kann, das man zuvor noch so sorgsam hütete, ist die Notwendigkeit von klaren, sorgsam überlieferten Riten eine Selbstverständlichkeit, die nicht in Frage gestellt wird. Natürlich offenbart sich dem jungen Hexer bereits eine Vielzahl an Mächten, die er in seinem Leben entweder zu beherrschen lernt, oder die ihn stracks in den Untergang reissen, aber erst durch das Erlebnis der Ritualistik und deren korrekter Anwendung erhält der Hexer Zugang zu den wahren Mächten, die er der Abyss entlocken kann. Freiheit jedoch ist es nicht, was die Ritualistik offenbart, nein. Eher schon sind es unsichtbare Ketten, die ein Hexer anzunehmen und zu lieben lernt. Ketten, die ihn vor dem Sturz in die Abyss bewahren, werden sie korrekt angewandt.

Nutzen der Ritualistik

Rituale sind Lichterschein in völliger Finsternis. Sie sind der Schluck Wasser, der den Gang durch die Wüste ermöglicht, und der stabile Riegel, der Nachts das Haus vor Eindringlingen schützt. Sie sind Wegweiser und Schutzschild, Gesetz und Ehrenwort, Geburtsrecht und Pflicht des Hexers. Rituale erfüllen im Leben des Hexers hierbei eine Vielzahl an Funktionen. Sei es die simple Einprägung von lebensnotwendigen Abläufen, die durch eine regelmässige Wiederholung in den Verstand gebrannt wird, oder der Schutz vor umherstreifenden, ungezügelten Kräften, die begierig nach einem ahnungslosen Wirten suchen, oder aber die Nutzung von höherer Empathie, ein geordnetes, sorgsam durchgeführtes Ritual ist der Schlüssel zum erfolgreichen Bestehen. Es gibt so viele Dinge in dieser Welt, die das Auge nicht zu erfassen vermag, und die der Verstand als Mumpitz leugnet und abtut, und dennoch wissen gerade die Hexer, was unter der Erde lauert, was über das Wasser zu uns zieht, und was mit der Dunkelheit Nacht für Nacht in jede Ritze der Häuser und Ställe kriecht. Wohl wahr, des Öfteren ist der Hexer selbst dafür verantwortlich, dass diese Nachtschatten, diese Alptraumwesen und diese Geister überhaupt auf dem Assam wandeln, aber gerade dies sollte uns ins Bewusstsein rufen, dass auch wir vor Schaden nicht gefeit sind. Sei es also das Abwenden von Flüchen und Bannsprüchen, oder aber das Erwirken selbiger um einem Widersacher zu schaden, ausgeprägtes Wissen um die verschiedenen Funktionen und Möglichkeiten der Ritualistik zählt zum Grundlagenwissen des Hexers.

Grundlagenwissen

Zuerst sei der Unterschied zwischen der Anrufung, der Unterwerfung und der Beschwörung anzusprechen, denn diese kleinen Worte sind von großem Unterschied in ihrer Auswirkung geschlagen. Die Anrufung ist, wie schon Vorgänger in diesem Werk beschrieben, der simple Vorgang der Verbindung mit einem Dämon im Abyss, und das Nutzen dessen Fähigkeiten für das Weben eines Zaubers. Ähnlich wie ein Schornstein den Rauch bündelt, der von unten herauf steigt, bündelt auch der Hexer jene dämonischen Kräfte, die durch das Blut in ihm eine Verbindung mit dem Abyss herzustellen vermögen, und lässt diese durch sich fließen. Wie der Rauch jedoch seinen Ruß hinterlässt, so verbleiben korrumpierende Einflüsse der Dämonen, die angerufen wurden, in dem Hexer, und mehren sich mit jeder Anrufung in ihm. Dies zu wissen ist wichtig für den Umgang mit Ritualen, aber auch die Unterscheidung zur Unterwerfung gilt als unumgängliche Kenntnis.
Die Unterwerfung nämlich gleicht eher einem Diebstahl, mit dem der Hexer einen Dämon um dessen Mächte beraubt, und sie für seine Zwecke einsetzt, aufdass er dem Dämon keinen Zugang zu seinem Leib und seiner Seele geben muss. Auch dies hinterlässt Spuren, denn wie das Volk einem allzu dreisten Dieb eines Tages zu Leibe rückt, ihn seiner Hand entledigt und ihn an den Pranger stellt, so sind auch der Dämonen Hände nur bedingt gebunden, wenn man die Methode der Unterwerfung übertreibt.

Letztlich aber, und für die Ritualistik am Wichtigsten, sei die Beschwörung genannt, denn diese wird unter blauäugigen Hexern als "die hohe Kunst der Ritualistik" angesehen. Schüttle diesen Gedanken ab, Leser, denn die Beschwörung ist der gefährlichste, wagemutigste und vor allem törichteste Schritt den ein Hexer setzen kann! Die Beschwörung ist eng mit der Anrufung verbunden, stellt sie doch eine potenzierte Form dieser recht grundlegenden Vorgehensweise dar. Während in der Anrufung lediglich der Hexer, sein Verstand, seine Verbindung zum Abyss und Paraphernalien benötigt werden, um eine Wirkung zu erzielen, so reicht dies für die Beschwörung bei weitem nicht aus. Hier werden Zirkel, Okkultarien wie Ritualdolch und Zauberstab, Vorbereitung und ein stiller Ort, den man entsprechend gegen neugierige Blicke sichern kann, benötigt, und entgegen den Ritualen, die mit der Beschwörung selbst nichts zutun haben, ist der Lohn gemessen an der Gefahr sehr gering.
Wie auch im Abschnitt über die Dämonen beschrieben, hat ein Dämon nämlich keinerlei Interesse daran, den makelbehafteten Hexern zu Diensten zu sein, hat er erst einmal den Fuß auf die sterbliche Welt gesetzt. Sobald dies geschehen ist, kann nur noch große Macht, ebenso großes Wissen und eine Erfahrung, wie man sie erst nach vielen Jahren des Lernens und Erkennens gesammelt hat, einen Dämon an Ort und Stelle halten. Dies beginnt auch nicht erst bei den mächtigeren Vertretern, und die Qualität der genutzten Werkzeuge spielt keine Rolle, nein. Selbst der Schwächste, Kleinste unter den Dämonen vermag unermesslichen Schaden anzurichten, und den Hexer in jedem Augenblick der Unbesonnenheit dahin zu raffen. Nicht nur der Einzelne, sondern alle Hexer sind jedoch durch unbesonnenen Umgang mit der Ritualistik - und damit einher gehenden Beschwörungen - gefährdet, und bereits in früher Vergangenheit waren Missgriffe in diesen Tätigkeiten eine Bedrohung für alle Hexer. Dies führte auch zur Verfassung des Kodex der Beschwörungen, der im Folgenden als Abschrift noch einmal festgehalten werden soll.

Kodex der Beschwörungen

Die wichtigste Grundlage der Ritualistik ist wohl der Kodex der Beschwörungen. In diesem alten Werk sind die Worte der Ahnen aus vergangener Zeit für die Ewigkeit festgehalten, um die Nachwelt vor den Fehlern zu warnen, die sie begingen, und sie sollen einem Jeden vermittelt werden, bevor noch die Neugier dazu verleitet, sich an einem Ritual zu versuchen. Erst wenn diese Worte selbst im Schlaf noch rezitiert werden können, soll ein Hexer sich an Rituale oder gar Beschwörungen wagen, und ein Jeder, der gegen diesen Kodex verstößt, soll zum Wohle aller gejagt und vernichtet werden. So besagt der Kodex der Beschwörungen:

  1. Anzurufen sei nicht vor den Augen Fremder, bei Tagesschein, und nicht bei schwindender Finsternis vor dem Tage. Wer im gleissenden Sonnenlicht, vor dem Pöbel und wider der Regel zur Nacht anruft, der soll von Mithras' Zorn darniedergestreckt werden, und seines Lebens nimmer froh sein.
  2. Niemals und keinesfalls sei ein Erzdämon beim Namen anzurufen. Wer den Namen eines Großen innerhalb eines Ritus anruft, der soll an den Füßen gehoben und von einer Klippe geworfen werden, aufdass der sündige Kopf zerschmettert werde.
  3. Wer zum Zwecke der Wahrsagerei, des Kartenlegens und der Totenanrufung für weltliche Löhne in einem Ritus mit einem Dämon umgeht, und dies nicht zum eigenen Zwecke und im Stillen tut, der sei an das nächste Tor einer Weihestelle zu Mithras zu schlagen, auf dass Mithras' Gerechtigkeit seiner Narretei ein Ende tue.
  4. Wer einen Dämon zum eigenen Nutzen anruft, und dies nicht mit aller Sorgfalt und der Weisheit der Erfahrung tut, sodass der Dämon am Ende gar auf die Erdenwelt gerate, ausfahre und zwischen den Menschen wandle, der soll mit fünfzig Rutenhieben und dem Verlust eines Auges bis aufs Blut daran erinnert werden, was dem Törichten in den Kammern der Inquisition blühen mag.
  5. Wer einen Dämon zur eigenen Belustigung und im Schalk beschwört und auf die Erdenwelt ruft, und keine große Not empfindet, wer dem alleine und ohne Wissen ob der Gefahr nachgeht, und naseweis handelt, der sei von vier kräftigen Pferden in Stücke zu reissen, zu verbrennen und dann in alle Winde zu verstreuen, aufdass des Dämons Band zur Welt zerstört sei, und er zurück in den Abyss fahre.

Der Blutpakt

Das bekannteste Ritual unter Hexern ist der Blutpakt, dessen Ausführung als einziges der Rituale keiner bestehenden Verbindung zum Abyss bedarf. Der Blutpakt ist es, der einen Menschen unwiederbringlich mit dem Makel schlägt, ihn mit dem Abyss verknüpft und seine Seele auf ewig verdammt. Dennoch muss der Blutpakt ein freiwilliger, bewusster Schritt sein, der entschlossen, ohne Zwang und ohne Widerwille gegangen werden muss. Im Gegensatz zu jenen, die mit dem Makel des Dunkels geboren wurden, ist der Blutpakt der Wahl des Ausführenden unterworfen, und will er diesen in seinem tiefen Inneren nicht gehen, so wird auch der Blutpakt fehlschlagen. Habt kein Mitleid mit jenen, die ihren Pakt später bereuen, denn sie sind keine Opfer!
Der Blutpakt ist ebenso - entgegen der Annahme von Laien und Dilletanten - kein Akt, der innerhalb einer beliebigen Situation passieren kann. Wer diesen Pakt eingehen will, der hat nach dem Wissen um das Ritual gesucht, dieses vorbereitet und durchgeführt. Zwar sind derer dutzende Versionen des Rituals zum Blutpakt im Umlauf, und gar behauptet manch ein Hexenmeister, dass es keine geeinte Form geben kann, die für einen jeden Suchenden mit gleicher Zuverlässigkeit offen stünde. Dennoch ist dort zumindest ein schlichtes Ritual überliefert, das die grundlegendsten Ansprüche an den Pakt zu erfüllen vermag, und deshalb für die Nachwelt niedergeschrieben werden soll.

Vorbereitung
Der Paktierer benötigt einen stillen, zurückgezogenen Ort, an dem niemand sein Tun beobachten kann. Er benötigt Kohle, Quarz, ein Opferlamm mit warmem Blut in seinem Körper, einen Dolch aus Bronze, eine Schale aus Bronze, und genügend Lichtquellen, um zu sehen was seine Hände tun. Der Magen muss leer sein, der Kopf frei von Druck und Zeitdrang, der Körper gewaschen und die Kleidung frei von Dreck. Letzteres, so besagen spärliche Augenzeugen, diene wohl eher der Respektsbekundung, als einem rituellen Zweck.

Ritualbeginn
Sobald all die Vorbereitungen abgeschlossen sind, und die Nacht eingetreten ist - denn, wie jeder Hexer aus dem Kodex der Beschwörungen lernt, Rituale sollen nur bei Nacht durchgeführt werden - zeichnet der Paktierer mit dem Quarzsand ein Pentagramm, also einen fünfzackigen Stern, in einem Kreis, der alle fünf Ecken exaktberührt, auf den gesäuberten Boden, platziert die Schale in dessen Mitte, und füllt die Kohle hinein. Diese wird, sobald der Paktierer sich seiner Sache ein letztes Mal sicher geworden ist, mit einem Span entzündet, und das Ritual beginnt.

Die Anrufung
Sodenn werde die Anrufungsformel gesprochen, und solange wiederholt, bis die Kohlen eifrig glühen und ordentliche Hitze entwickelt haben.

"Ich rufe die Drei, und verdamme mein Seelenheil
Ich rufe das Dunkel, und schenke meinen Leib
Ich rufe die Macht des Abyss, und gebe mein Blut."

Das Opfer
Sind die Kohlen heiß genug, wird die Anrufung ein letztes Mal durchgeführt, mindestens jedoch drei mal. Sodenn wird der Bronzedolch gezogen, die eigene linke Hand geschnitten, und das eigene Blut in die Schale getropft, bis Hand und Arm sich kalt und stumpf fühlen. Erst dann wird mit der linken, geschnittenen Hand der Ritualdolch gefasst, das Opferlamm herbeigeführt, und sein Blut der Schüssel hinzugefügt, bis die Kohlen erloschen sind.

Der Abschluss
Ist die Glut schliesslich ob des Blutes erkaltet, so kniet der Paktierer vor dem Drudenfuß, erfasst die Schüssel mit beiden Händen, und spricht:

"Mit Blut und Feuer sei ich gebunden, mit Seele und Leib sei ich gebunden, mit Herz und Kopf sei ich gebunden!"

Dann macht der Paktierer einen Schluck der grausamen Brühe, und stellt sie wieder auf ihren Platz. Erst in diesem Moment entscheidet sich, ob der Pakt geschlagen wurde oder nicht - fährt die Verbindung zum Abyss in den Hexer ein, so kündet ein eisiger Schauer und das plötzliche Schmelzen des Quarzsandes zu Glas von diesem Erfolg. Passiert nichts dergleichen, so ist der Pakt nichtig.