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Buch des Blutes:
"Ueber Leib und Leben"

Kapitel

Einleitung

Mein geliebter Sohn,

Wenn Du dieses Pergament in Händen hältst, so werde ich vermutlich bereits von dieser Welt geschieden sein. Sollte mein Ableben grausam und blutig vonstatten gegangen sein, so will ich mich bei Dir, liebster Sohn, entschuldigen - Du solltest wissen, dass alles seinen Grund hat und mein Tod bezeichnend für mein Leben war, wie auch immer er ausgefallen ist. Am Ende erhält der Mensch, was er gesät hat, nicht mehr und nicht weniger.
Da Du diesen Brief, versteckt im doppelten Boden meiner Okkultarienkiste, gefunden hast, kann ich davon ausgehen, dass Du, mein Sohn, von meinem Blute bist und damit auch das Dunkel geerbt hast, das von Generation zu Generation in unserer Familie vererbt wurde. Sei jedoch ohne Scham darüber, die Welt wird Dir eines Tages zu Füßen liegen, wie sie es auch mir tat.
Dieses Schreiben soll Dir als mein Nachfolger die Grundlagen dessen mitgeben, was Dir angeboren wurde, da ich als Dein Vater dieser Aufgabe nicht mehr nachkommen kann. Vielleicht hast Du zum Zeitpunkt meines Ablebens bereits erfahren, was das Dunkel ist und zu welchen Taten Dich Dein Blut befähigt, aber ohne Deutung der Zukunft blieb mir nur die Möglichkeit, Dir dieses Gesamtwerk zu hinterlassen und zu hoffen, dass es Dich erreicht. Bewahre es wohl! Lerne und verstehe, und eines Tages wird Dir das Maleficium in seiner ganzen Größe zu Diensten sein.

Gezeichnet,
Rüdigus Schwerder

(Totenbrief eines Vaters an seinen Sohn)

Die Quellen der Macht

Die Quelle der Kraft eines Hexenmeisters liegt unabdinglich und stets in der Ebene des Abyss. Dennoch kann der Ursprung verschiedener Form sein, denn wie man seinen Durst an einem Fluss stillen kann, so kann man ihn auch am Genuss des Weins tilgen. Letzten Endes beinhaltet ein jeder Schritt hin zur Kraft des Abyss eine eigene, besondere Gefahr, deren Form lediglich in ihrem Auftreten variiert.
Während die einen Hexenmeister ihre Gabe im Blute tragen, sie "das Dunkel" nennen, und sie auch an ihre Kinder und Kindeskinder zu vererben vermögen, so müssen jene, deren Familie kein Talent zur Intuitivmagie aufweist, den gefährlicheren, aber freiwillig erwählten Weg des Blutpaktes einschlagen, um an die Macht des Abyss zu gelangen. Um jedoch die Intuitivmagie in all ihren Facetten verstehen zu können, ist es notwendig, ihren Herkunftsort und ihre Herrscher zu verstehen.

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Der Abyss
Der Abyss trägt viele Namen, deren Bedeutung auch das Bild des Menschen von ihm widerspiegeln: Sei es der Abgrund, oder die dämonischen Ebenen, wie die Hermetiker ihn nennen, oder schließlich die Unterwelt, der Malstrom oder die Hölle, wie die Kleriker aller Glaubensrichtungen ihn rufen.
Zumeist wird hierbei das Bild des heißen, feuergetränkten Ortes tausender körperlicher Qualen und Nöte erschaffen, und doch zollt dies dem Abyss nicht ausreichend Respekt.
Der Abyss ist die Heimstätte der Dämonen, soviel ist korrekt.
Im Abyss verschwimmen die Gesetze dessen, was unsere Gelehrten als gegeben nehmen, zu einem Malstrom der Eindrücke. Oben wird unten, die Mitte kehrt sich nach außen, Dunkles wird zu Hellem und aus kalt wird warm. Kein Menschenleib könnte diesen Ort unbeschadet überleben, und doch scheint es dem Hexenmeister im Blute zu liegen, eben diese paradoxe Welt zu kontaktieren und zu berühren. Gar unumgänglich wird diese Fähigkeit, wenn ein Hexenmeister seine Talente nutzen will - nicht nur die Fähigkeit der Intuitivmagie, auch die besonderen Talente der Beschwörung, der Verfluchung und der Manipulation liegen durchaus in Reichweite, vermag der Hexenmeister seine allzu menschliche Scheu vor dem Abyss zu überwinden.

Die Dämonen
Dämonen gelten in allen Gelehrtenkreisen weder als sterblich noch als menschlich oder tierisch. Sie gleichen keiner Pflanze, keinem Element und keinem Gott in ihrer Beschaffenheit, und selbst die theatralischsten Worte vermögen es nicht, sie letztlich korrekt zu beschreiben.
Dämonen stammen jedoch nicht von dieser Welt, die uns sterbliche Kreaturen beheimatet und im stetigen Wandel und Wechsel liegt. Ähnlich wie es uns Menschen nicht möglich ist, den Abyss mit unverletztem Leibe zu betreten, so ist es auch den Dämonen nicht möglich, die unsrige Welt aus eigener Kraft zu betreten, ohne davon versehrt und vernichtet zu werden.
Woher jedoch stammen die Berichte, Sagen, Geschichten und Mythen über die Zusammenkunft mit Dämonen in unserer Welt? Wie kann ein Held einen Dämonen niederringen, sind sie doch nicht in der Lage unsere Welt zu betreten?
An diesem Punkt ist es notwendig zu erwähnen, dass auch in der Welt der Dämonen gänzlich unterschiedliche Wesenheiten mit verschiedenen Eigenschaften und Charakteristiken existieren. Genauso wie die Bezeichnung "Mensch" unmöglich alle Facetten der Völker dieser Erde umfassen kann, genauso wenig kann der Begriff "Dämon" der Vielzahl an Arten Genüge tun.
Wichtig wird dieses Wissen an dem Punkt, an dem die Erzdämonen ins Spiel kommen - die einzigen Dämonen die mächtig genug sind, ihre Kräfte bis in unsere sterbliche Welt zu entsenden, ihren Namen ohne Scheu im Volke bekannt zu machen, und gleichwohl Macht an die schnöde Menschheit zu verkaufen.
Sie sind es, die sich unter all den Scharen von Dämonen des Abyss aufgeschwungen haben, um eine Art von Gott unter Ihresgleichen zu werden, so blasphemisch es auch klingen mag. Und sie sind es auch, die ihre Diener mit großem Aufwand und durchdachter Planung in unsere Welt zu senden vermögen - sei es mit Hilfe ihrer untergebenen Hexenmeister oder ohne unser Einwirken. Letztlich ist es jedoch das Wirken, ja gar die schiere Existenz der Hexenmeister, die den Dämonen Risse und Öffnungen auftut und ihnen den Weg in die sterbliche Welt, den Assam, ermöglicht.

Der Pakt, das Geburtsrecht

Der Sprung vom Abyss und seinen Dämonen hin zum Hexenmeister und seiner Intuitivmagie ist für einen Laien schwer nachzuvollziehen, und dennoch hängt beides untrennbar zusammen. Ein Hexenmeister trägt entweder durch das Geburtsrecht, also das Erbe des "Dunkels" in seiner Ahnenreihe, oder aber er erringt durch den Pakt mit einem Diener der Erzdämonen eine stetige, untrennbare Verbindung zum Abyss. Kleriker behaupten standhaft, dass dieses Band die Seele eines Hexenmeisters auf ewig schwärzen und verdammen würde, und Volkssagen bleiben unerschütterlich bei der Theorie, dass Hexenmeister dem Bösen erlegen seien und ihre Existenz demnach verdammt und verflucht sei. Jede Macht hat jedoch ihren Preis, und der Machtträger ist an einem Punkt in seiner Existenz bereit, diesen Preis auch zu zahlen - Jeder Mensch erhält also das, was er verdient, und dieses Dokument soll keine Illusionen ob der Errettbarkeit der Seele eines Hexenmeisters aufkommen lassen. Dazu jedoch mehr im Abschnitt Ethik und Moral.

Das Dunkel
Das "Dunkel" ist es, das den geborenen Hexenmeister vom ambitionierten Frischling unterscheidet. Ein Hexenmeister, der mit dem Dunkel geboren wurde, trägt das Talent zum Wirken der Intuitivmagie von Kindesbeinen an in sich, obschon die Fähigkeiten zum tatsächlichen Ausführen eines Zaubers erst mit der Reifung des Körpers zum Tragen kommen. Die Vererbung des Dunkels ist verwirrend und unregelmäßig, sodass nicht automatisch jeder Nachkomme fähig ist, Intuitivmagie zu wirken. Eher schon zeigt sich nur ein Bruchteil der Kinder dieses Talents fähig, und zumeist wird eine Generation übersprungen, sodass erst einer der Enkel oder Urenkel wieder in der Lage ist, Zauber zu wirken.
Jeder Ahnenreihe von geborenen Hexenmeistern liegt jedoch ein Blutpakt zugrunde, den der erste Hexer aus der Familie abschloss. Es gilt also anzunehmen, dass ein jeder Hexer, ob nun mit dem Fluch geboren oder aus eigenem Willen zu dieser Existenz verdammt, seine gesamte Familie und seine Nachkommen mit in den Abgrund reißt.

Der Blutpakt
Der Blutpakt ist entgegen dem Dunkel keine vererbte Eigenschaft des Hexenmeisters, sondern ein sehr gefährlicher Pakt zwischen einem Unbegabten und einem Dämonen. Zumeist stellt dieser Dämon einen Mittler für die drei Könige des Abyss - also die Erzdämonen - dar, und vermittelt den Wunsch des Menschen, Macht zu erhalten, an seinen Herren. Der Blutpakt ist kein Fluch, kein Bann und kein Zauber, sodass es unmöglich ist, ihn ohne Beisein des zweiten Paktschließers, also des Dämons, wieder zu lösen. Einmal abgeschlossen gilt der Blutpakt bis ans Ende des Lebens - und manchmal sogar darüber hinaus.
In diesem finsteren Handel wird ein Pakt geschlossen, in welchem der Dämon dem Menschen übernatürliche Mächte zugesteht und im Gegenzug ein Stück seiner Seele an sich nimmt - hiervon sollte man sich allerdings keinesfalls täuschen lassen, denn die Nicht-Erfüllung der Bedingungen führt keineswegs dazu, dass der Pakt nichtig wird!
Menschen, die einen Blutpakt abgeschlossen haben, spüren die volle Wirkung des anrüchigen Wirkens der Empathie, denn ebenso wie mit dem Dunkel Geborene sind auch Blutpaktierer fortan vom Guten verstoßen und werden Unheil und Unglück säen, ob sie dies absichtlich tun oder nicht.
Da für den Abschluss eines solchen dämonischen Paktes das Blut eines unbefleckten Menschen benötigt wird, gilt bereits der Versuch den Blutpakt zu schließen als Verbrechen gegen den Sonnengott, und wird selbst unter gebildeten Menschen als verwerflich und verderbt empfunden.

Der Makel der Korruption

Durch die unberechenbare Gefahr, welche die Anrufung von Kräften aus dem Abyss darstellt, ist naheliegend, dass ein – mehr oder minder – dauerhafter Energietransfer aus dem Mahlstrom einen erheblichen Tribut vom Hexenmeister verlangt. Innerhalb der Hexenmeisterschaft spricht man hier von einem „Makel“ oder auch von den „korrumpierenden Wirkungen“ des Abyss. Die konkreten Vorgänge, die dazu führen, und Ergebnisse dieses Phänomens sind nicht bekannt und wurden nie niedergeschrieben – letztlich wohl, da entsprechend korrumpierte Hexenmeister selten noch in der Lage oder willens waren, ihre Erkenntnisse niederzuschreiben.
Naheliegend ist, dass das Wesen, die Gestalt und der Geist des Hexenmeisters den Gesetzmäßigkeiten des gegenseitigen Austausches unterworfen sind; umso mehr er seine Kräfte in kurzer Folge nutzt, umso deutlicher wird der Pakt zwischen Sterblichem und Abyss, und umso näher kommt er dem reißenden Strom des eigenen Unterganges.
In jedem Fall ist die Konsequenz für den Hexenmeister, eine gewisse Vorsicht in Hinblick auf seine konkreten Magiewirkungen walten zu lassen, einerseits aufgrund des Bürgertums, des Klerus und des Pöbels, anderseits aufgrund von recht existenziellen Selbsterhaltungstrieben eines jeden Hexers.
Gefährlicher noch wird das Zaubern für einen Hexer, der sich dazu entschließt, seinen Pakt mit dem Abyss zu missbrauchen, und nur zu nehmen ohne zu geben. Diese kurzsichtige Unsitte einiger verlorener Seelen vermag zwar den Anschein zu erwecken, man würde Abbitte leisten, und dem Abyss den Rücken zuwenden wollen; ganz im Gegenteil aber führt diese Praxis lediglich dazu, Ungnade und Missgunst des auf diese Art betrogenen Dämons zu erwecken, und in weiterer Folge ein noch schlimmeres Schicksal als das der Korruption herbei zu beschwören.

Ethik und Moral

"Was soll dieser Tanz um Ethik, Moral, Religion, Gut und Böse denn bringen? Ich habe in meinem Leben nur Eines gelernt, nämlich dass ein Hexenmeister sein Leben in vollen Zügen genießen sollte, und das auf die Art, die ihm am meisten liegt. Alles andere ist eine Verschwendung von Zeit, Sorge und Mühe."

- Jelenka Grieb, "Die letzten Worte", Zitat vor ihrer Erhängung.

Die Begriffe Ethik und Moral wirken, im Zusammenhang mit Hexenmeistern genannt, eher wie belustigender Mummenschanz. Dennoch soll auch hier das Ausmaß der Auswirkungen, die durch den Kontakt mit dem Abyss entstehen, kurz umrissen werden. Ein jeder Hexenmeister trifft an mehr als einem Punkt seiner Existenz auf jene Geister, die ihm ob seiner puren Existenz das Leben nehmen wollen, und auch wenn es ein schöner Gedanke ist, dass es hierfür keine Gründe gibt, so ist dies doch nicht mehr als Illusion.
Innerhalb der geheimen Reihen der Hexenmeister treffen viele moralische Strömungen aufeinander, die verschiedener Herkunft sind und verschiedenen Zielen folgen. Einige entschließen sich dazu, den Gerüchten zu ihrem Lebenszweck dienlich zu sein, und widmen ihr Wirken dem Dienst an den Erzdämonen, stets von der Hoffnung geleitet, für ihre Taten auch Entgelt zu erhalten.
Andere wieder sträuben sich mit Haut und Haar gegen ihr Schicksal, ungewillt und unfähig, ihre Abstammung und die Herkunft ihrer Kräfte anzuerkennen - Geschichten sprechen sogar von jenen, die ihre verfluchte Existenz in den Dienst der Mithraskirche stellen, um diese bei der Ausrottung der Hexerei zu unterstützen.
Dies jedoch sind Extrembeispiele dessen, für welchen Weg sich ein Hexenmeister letzten Endes entscheiden kann, und zwischen ihnen liegen unendliche Weiten der Möglichkeiten. Vielleicht liegt es an der prekären Situation, in der sich viele Hexenmeister wiederfinden, dass so viele auf die schiefe Bahn geraten. Wenn man bereits aus Prinzip gejagt wird, bleiben nicht viele moralische Dilemmas übrig, zwischen denen man wählen kann, will man nicht sterben. Vielleicht aber ist auch etwas daran an dem Gerücht, ein Hexenmeister trage schlicht und ergreifend das Böse in sich und sei gar nicht in der Lage dazu, jemals etwas ausschließlich Gutes zu vollbringen.

Zur Religion

Religion ist die einzige große Krux, die einem Hexenmeister im Laufe seines Lebens immer wieder begegnet, und seine Existenz mit Unbill und Gefahr füllt. Dies jedoch ist ein relativ neues Phänomen, denn es scheint fast so, als sei ein Gott spezifisch daran interessiert, alles Dämonische auszurotten und damit auch die Hexenmeister zu vernichten. Mithras mit all seinem Glanz und seiner Glorie ist es, der seine Anhänger mit großem Nachdruck dazu anstiftet, Hexer zu verfolgen und auszulöschen, während die Legenden aus den Zeiten vor Mithras' Ankunft darauf hindeuten, dass diese Praxis zuvor unbekannt war.
Fakt ist jedoch, dass ein jeder Zusammenprall mit einem Mithrasdiener eine Gefahr für Leib und Leben darstellt und nur selten gut endet. Sei es der Scheiterhaufen, die Vierteilung oder aber das Erhängen oder Ertränken - die Mithraskirche ist in ihren Methoden, Hexenmeister ins Jenseits zu befördern, ebenso kreativ wie unerbittlich.
Umso wichtiger ist es für den vernünftigen Hexenmeister, sich zu tarnen, sein Umfeld zu täuschen und das Lügen allein schon als Schutzmechanismus zu seiner zweiten Natur zu machen.
Im Gegensatz zu Mithrasdienern scheinen allerdings die Mondwächter nur geringes Interesse an der Herkunft der Hexerkräfte oder den Auswirkungen ihres Wirkens auf die Welt zu hegen - ihre Anhänger treten zumeist mit einer Mischung aus Toleranz, Ignoranz und seichtem Desinteresse an dieses Thema heran. Natürlich ist dies kein Grund, ihnen prinzipiell zu vertrauen, denn ein Verrat passiert selbst dann, wenn nur die besten Absichten herrschen.
Es gibt allerdings, und dieser Punkt ist äußerst faszinierend, keinen praktischen Grund, warum ein Hexenmeister nicht ebenso der Religion und dem Glauben folgen sollte. Sie gehen nicht in Flammen auf, betreten sie heiligen Boden, und das Wirken der Kleriker hat keine gesondert auffällige Nebenwirkung auf ihren Körper oder Geist.