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Einleitung in die klerikale Magie

Kapitel

Herkunft

Die Frage, ob es die Götter oder Mithras gibt, stellt sich als überflüssig heraus, sobald man die Wunder der Kleriker beider Glaubensrichtungen mit eigenen Augen sieht. Natürlich, so sagt der Volksmund, ist die Befähigung zum Wirken klerikaler Kräfte ein von der jeweiligen Gottheit gegebener Segen, eine Belohnung und Bewaffnung für diejenige, deren Glaube besonders unerschütterlich und beständig ist. Dennoch erzählen die Begebenheiten mit jenen Klerikern, deren Handeln aus den gottgegebenen Bahnen ausbricht, gar wider der eigenen Gottheit zu gehen scheint, ein anderes Bild.

Wenngleich ein jeder Kleriker sich darüber einig ist, dass der Segen der Befähigung klerikaler Magie ursprünglich von den Göttern kommen muss, so sind die Stimmen sich doch nicht einig darüber, warum ein Gläubiger sie erhält, und ein anderer nicht. Ist die Gabe vielleicht einem jeden Menschen ins Blut geboren? Kann der rechte Anstoß gar einen jeden Menschen zu einem Kleriker mit Zugriff auf göttliche Kräfte verwandeln? Oder sind es nur bestimmte Menschen mit einem Schicksal, das dem sterblichen Auge verborgen bleibt, die von den Göttern auserwählt werden, um ihren Zweck auf Erden zu erfüllen?

Es heißt, dass jener, der einmal eine Hand auf die klerikalen Mächte legen konnte, ein Wunder wirkte und überlebte um davon zu erzählen, stets Wunder wirken können wird. Dies ist einer der Gründe, warum sowohl die Diener Mithras' als auch die Druiden der Mondwächter ihr wissen um die klerikalen Mächte hüten und geheim halten, ihre Schüler nach strengeren Maßstäben wählen und schlussendlich auch zur Jagd auf jene rufen, die zwar der Mächte befähigt wurden, nicht jedoch den Ansprüchen an einen Diener der Götter gerecht werden konnten. Letzten Endes ist der Wille der Götter unergründlich, und der Kleriker dazu berufen, die göttlichen Dekrete auf Erden umzusetzen.

Wirkungsweise

Möchte man die Mächte der klerikalen Magie mit einem Wort beschreiben, so wäre dies wohl 'grenzenlos', denn sie entspringt der göttlichen Quelle und ist die Kraft der Schöpfung, welche die Welt selbst erschuf. Allerdings ist 'grenzenlos' spätestens dann nicht mehr korrekt, wenn der Mensch in seiner Unvollkommenheit, Sterblichkeit und Fehlbarkeit sich ihrer bedient. Menschen, so ist gemeinhin bekannt, sind keine Götter und somit beschränkt in ihrer Fähigkeit dazu, die Ausmaße der klerikalen Magie zu verstehen, und mehr als einen Bruchteil dieser Kraft zu kontrollieren. Wie auch sollte ein kleiner, sterblicher Geist, kaum mehr als ein Strich in der gewaltigen Geschichte des Lebens, etwas Grenzenloses in seiner Gänze erfassen und verstehen können?

Es ist diese Diskrepanz zwischen der eigentlichen Befähigung dazu, die göttlichen Mächte zu wirken, und der tatsächlichen Beschränkungen des sterblichen Leibes, der die Kleriker dazu verdammte, grenzenlose Mächte in begrenzte, klare Formen zu treiben. Klerikale Magie an und für sich benötigt in der Theorie keine Hilfsmittel, keine Gestik und keine Worte, sondern alleine einen geschulten Geist mit Verständnis für die Aspekte und die Schöpfung.

Die Praxis jedoch gestaltet sich wesentlich pragmatischer, und verlangte den ersten Klerikern die Entwicklung einer Ordnung für ihre schöpferischen Kräfte ab. Jene ersten Diener der Götter waren es auch, welche die Machtworte und die Aspekte erforschten, niederschrieben und überlieferten, und somit der Nachwelt den Kontakt zum Göttlichen näher brachten. Sie waren es auch, die postulierten, dass jene Hilfsmittel mehr als Stütze und Lenkung für den Geist als für das Wirken der Magie dienten, und irgendwann wohl der Punkt erreicht werden könne, an denen ein Kleriker keinen Bedarf auf solcherlei Hilfsmittel mehr habe.

Die Quellen

Eine jede Macht benötigt ihre Quellen. Die klerikale Magie hat ihren Ursprung im Göttlichen, und das Göttliche umgibt den Menschen in jeder Wolke und jedem Stein, jedem Atemzug und jedem Schritt. Dennoch ist für den Kleriker mehr als dieser banale Kontakt zum Göttlichen notwendig, um Wunder zu wirken und von der göttlichen Kraft erfüllt zu werden. Es heißt, dass heilige Orte, Schreine und Tempel dem Göttlichen am Nächsten sind, und jene Orte sind es auch, die dem Kleriker Zugriff auf göttliche Kräfte ermöglichen.

In ganz Amhran finden sich heilige Orte, Quellen der Macht, an denen der Schleier zwischen der sterblichen und der göttlichen Welt so dünn ist, dass man ihre Nähe geradezu spüren kann. Dies sind die Orte, welche Kleriker anziehen wie das Licht die Motten, und an denen sie ihre Kräfte regenerieren können. Nur wenige davon sind noch unbekannt und viele sind ein Platz für Schreine und Tempel, Gebete, Opfer und Rituale geworden. Während die Mondwächter viele dieser Punkte des Kontakts zum Göttlichen für ihre bunten, vielseitigen Ritualstätten und Opferplätze nutzen, und nur die mächtigste Quelle für ihre Druiden sicherten, verfolgen die Mithrasgläubigen eine zentralisiertere Form der Organisation. Mit die mächtigste Quelle befindet sich mitten in Löwenstein, der Tempel des Mithras, wo eine jede Messe und ein jedes Gebet den direkten Kontakt zu Mithras selbst herzustellen vermag. Zwar schuf auch die Kirche kleinere Schreine und Andachtsstätten abseits der geschäftigen Großstadt, doch sind auch diese in Stein gehauene Ruhestätten, die dem Gläubigen ein Dach über dem Kopf und die Beruhigung von Schutz und Zivilisation bieten.

Religion

Der Kleriker und die Religion stehen zueinander wie die Henne und das Ei. Nichts zwingt einen Kleriker physikalisch dazu, die Götter zu verehren, und der grundsätzliche Zugriff auf göttliche Mächte hängt nicht davon ab, ob er Mithras oder die Mondwächter anbetet. Doch sobald er sich mit seinen besonderen Fähigkeiten auseinandersetzen will, stolpert er wieder und wieder über die Religionen Amhrans. Es heißt gar, dass die Götter - sei es nun Mithras oder die Mondwächter - jene strafen, die ihre Mächte nicht dem Sinn gemäß nutzen, auch wenn die Stimmen darüber, ob dies im Diesseits oder im Jenseits geschieht, sich scheiden.

Sicher ist jedoch, dass der Kleriker früher oder später dem Göttlichen ausgeliefert ist. Um seine Kräfte zu regenerieren muss er eine Quelle göttlichen Einflusses aufsuchen, doch diese sind meist Tempel oder Schreine der Götter. Möchte er sich über seine Kräfte austauschen, so muss er Druiden und teils aus Priester ersuchen, welche ihr Wissen nur selten mit Außenstehenden teilen wollen. Und will ein Kleriker gar mehr als die einfachsten Wunder wirken, so setzt dies auch für ihn eine lange Lehre und das Erlernen der Deutung göttlichen Willens voraus, dessen wichtigste Quelle die Religion selbst ist.

Moral und Magieverständnis

Die Kleriker sind sich einig: Ihre Kraft kommt von den Göttern. Aber sie sind sich ebenso bewusst, dass es keine Anleitung, Auflagen oder Regeln gibt. Wer seine eigenen Ziele verfolgt oder die Götter schmäht, der wird weder vom Blitz getroffen, noch verliert er seine Kräfte. Auch hilft die tiefste Gläubigkeit nicht beim Wirken der Zauber und ein Gebet hat noch nie zu einem prompten Wunder geführt. Dennoch ist es gerade die Moral der heiligen Schriften, die einem Kleriker ein Gefühl für Richtig und Falsch vermittelt, die ihm ermöglicht, seine Kräfte zu verstehen, und die ihm einen Weg durch das Chaos aufzeigt.

Nicht selten geraten Kleriker in Versuchung ihre Magie als Wunder der Götter zu verkaufen, doch sollte auch ein Kleriker niemals vergessen, dass es sein eigener Wille ist, seine eigene Moral und seine eigenen Wertvorstellungen, die ihn beschränken, und mit deren Einhaltung er sich sein Seelenheil erkaufen kann. Was nicht auf der Diesseitigen gerächt wird, das kann - so geht aus den Schriften hervor - auf der Jenseitigen doch schwere Folgen mit sich bringen.