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Die Aspekte in der klerikalen Magie

Kapitel

Die Entstehung der Aspekte

Selbst die Priester des Mithras gestehen ein, dass die Alten Götter, die Mondwächter, in irgendeiner Weise für die Schöpfung der Welt verantwortlich waren. Als sich Mithras vor mehr als 1000 Jahren offenbarte, da war der Assam – unsere diesseitige Welt – schon uralt. Es gab schon lange Menschen, Tiere, Pflanzen und alle anderen Dinge der Natur. Auch das Druidentum hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine lange Tradition. Auch wenn die Druiden ihre Geheimnisse eifersüchtig hüten, so habe ich doch in Erfahrung bringen können, dass sie schon damals so etwas wie „Aspekte“ verwendeten, um ihre Zauber zu kanalisieren. Diese Aspekte symbolisierten verschiedene Bestandteile der Schöpfung – wie die Mondwächter sie interpretierten. Es lässt sich nicht eindeutig belegen, wie die Aspekte namentlich hießen, die schon damals Verwendung fanden. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass bereits „Leben“, „Tod“, „Natur“ und „Gewalten“ verwendet wurden. Möglicherweise war auch schon das „Chaos“ ein Schöpfungsaspekt für die Mondwächter, der in Zaubern beeinflusst wurde.

Mir ist wohl bewusst, dass meine Beobachtungen heftigen Widerspruch auslösen könnten, jedoch spricht Einiges dafür, dass diese Aspekte von den ersten Priestern des Mithras übernommen wurden, als sie ihre ersten Zauber ersonnen. Möglicherweise wurden sogar einige Zauber der Mondwächter gänzlich in das Repertoire der Mithraspriester übernommen. Schnell tauchten in ihrer Klerikalmagie jedoch neue Begriffe auf. Die Aspekte „Ordnung“, „Licht“ und „Schatten“ spielten für die Priester des Mithras eine zentrale Rolle und scheinen es noch heute zu tun. Dies scheint mir auch angemessen, denn Mithras‘ Erscheinen hat unsere Welt nachhaltig verändert. Meine durchaus kontroverse Theorie lautet, dass alle der bereits genannten Aspekte sowohl von den Priestern des Mithras als auch den Druiden der Mondwächter anerkannt werden, weil sie die Welt, in der wir heute leben, schlichtweg am besten beschreiben. Jedoch scheint es gravierende Unterschiede bei der Interpretation dieser Aspekte zu geben. So bezeichnen zum Beispiel die Priester des Mithras den Aspekt „Licht“ als ureigenen Aspekt ihres Gottes, während manche Mondwächter das „Licht“ als Bestandteil der Schöpfung der Alten Götter interpretieren.

Die Aspekte

Im Folgenden habe ich die meistgenannten Interpretationen zusammengetragen, die ich zu den Aspekten in Erfahrung bringen konnte.

Leben steht für Wachstum und Fruchtbarkeit, für Gesundheit und Lebenskraft. Leben steht auch für alles, was Leben in sich trägt: Menschen, Tiere und Pflanzen. Es ist eng verbunden mit der Existenz aller körperlichen Lebewesen. Leben steht für stetige Veränderung, denn alles was lebt, reift auch. Es steht für den Frühling und die Jugend, den Anfang und den Aufbruch. Leben bedeutet für den menschlichen Geist: Mut, Neugier und Freude. In vielen Zaubern symbolisiert es die Reinigung und Heilung.

Tod steht für Schmerz, Opfer und Entbehrung, manchmal jedoch auch für Erlösung. Er steht für die Sterblichkeit, die Endlichkeit, ja sogar das Jenseits - also Elysium oder Arkadien. Tod steht für den Stillstand und die Stille. Die Jahreszeit des Todes ist der Herbst, die Lebenszeit des Todes ist das Alter. Der kleine Bruder des Todes ist der Schlaf. Tod bedeutet für den menschlichen Geist: Furcht und Trauer, aber auch Opferbereitschaft, Nachdenklichkeit und Erinnerung an Vergangenes. In vielen Zaubern der Mithraspriester symbolisiert er die schmerzhafte Läuterung oder das Todesurteil. In Zaubern der Druiden soll er öfter die Schwächung des Körpers oder den Verfall symbolisieren.

Licht steht für Wissen, Wahrheit und einen wachen Geist. Für die Mithraspriester ist das Licht ist ein Abkömmling von Mithras' Feuer: Es kann den Geist erleuchten und den Körper verbrennen. Licht steht in ihrem Glauben für das gerechte Urteil, von der Gesetzgebung bis zur Vollstreckung. Es ist für sie das sichtbarste Geschenk Mithras'. Für die Mondwächter ist das Licht ein Teil der alten Schöpfung. Es gibt demnach auch Alte Götter, die den Aspekt des Lichts für sich beanspruchen. Das Symbol des Lichts ist die Sonne, die Zeit des Lichts ist der Sommer. Licht bedeutet für den menschlichen Geist: Weisheit und Klugheit. In vielen Zaubern symbolisiert das Licht die Flamme oder die Erkenntnis, seltener auch die Wärme.

Schatten steht für die Geheimnisse und das Verborgene. Schatten ist ein Bruder der Dunkelheit, jedoch nicht mit ihr identisch. Die Dunkelheit ist ein Urzustand ohne Licht. Der Schatten ist aber nur dort, wo auch das Licht ist, denn Schatten wird von den Dingen geworfen, die im Licht stehen. Schatten steht für die Kälte und die Mitleidlosigkeit. Für die Mithraspriester ist er das notwendige Gegenstück zu Mithras' Licht. Der Schatten hat keine eigene Zeit, doch wird der Winter von seinem Bruder, der Dunkelheit, regiert. Schatten bedeutet für den menschlichen Geist: Verwirrung, Angst und andere dunkle Gefühle. In vielen Zaubern symbolisiert der Schatten Blindheit oder Panikzustände. Manche Mondwächter deuten ihn jedoch deutlich positiver und verwenden ihn zum Beispiel als Symbol für das Geheimnis und alles Unsichtbare.

Natur steht für den Kreislauf, das Gleichgewicht, die Harmonie. Sie steht für das ewige Natürliche, welches stets in Bewegung ist, aber nie dauerhaft verändert werden kann. Sie schließt den Kreis zwischen Ende und Anfang. Natur steht für alles, was die Welt schon immer beherbergt hat: Vom Stein über die Pflanze bis zum Tier. Natur bedeutet für den menschlichen Geist: Gelassenheit und Frieden. In vielen Zaubern symbolisiert die Natur die Interaktion mit der natürlichen Umwelt. Natur scheint einer der wichtigsten Aspekte für die Zauber der Druiden zu sein.

Gewalten stehen für die Urkräfte unserer Welt. Sie stehen für die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Sie sind unkontrollierbar und mächtig. Gewalten stehen für Unerwartetes und für großes Unglück. Sie kommen als Blitz, Erdrutsch, Springflut und in anderen Formen über die Menschen. Sie stehen aber auch für die unkontrollierten Gefühle des Menschen, für verzehrende Sehnsucht und tobenden Zorn. Gewalten bedeuten für den menschlichen Geist: Leidenschaft, starke Gefühlsausbrüche und Ruhelosigkeit. In vielen Zaubern symbolisieren die Gewalten die Herbeirufung von Urkräften oder heftigen Gefühlsregungen.

Ordnung steht für Gebote und Verbote. Ordnung steht für die Sicherheit, für die Hierarchie, für das zielgerichtete Handeln. Sie steht für den Schutz des Bewährten und die Tilgung des Schädlichen. Sie scheidet das Gute vom Bösen. Ordnung steht für Grenzen. Sie ermöglicht das gesellschaftliche Zusammenleben. Sie ist das spezifisch Menschliche, denn Tiere erschaffen keine Ordnung. Ordnung steht auch für Form und Entscheidung, im Gegensatz zu Formlosigkeit und Beliebigkeit. Ordnung bedeutet für den menschlichen Geist: Einigkeit und das Wissen, wo man hingehört. In vielen Zaubern symbolisiert die Ordnung den Schutz von jemand oder etwas Wertvollem oder die Aufhebung eines chaotischen Zustandes. Da auch Mondwächter-Gemeinschaften in einer Ordnung leben, sollte man sich nicht zu schnell zur Annahme verleiten lassen, dass allein die Mithraspriester die Bedeutung der Ordnung anerkennen. So soll es auch Druiden geben, die sich in ihren Zaubern der Ordnung bedienen.

Chaos steht für Unkontrollierbarkeit und Gefahr. Es steht für Veränderung, die kein Ziel hat und keine Rücksicht nimmt. Es steht für Bewegung, die keinen Verursacher hat und keinen Regeln folgt. Chaos steht für Unendlichkeit und Ursprünglichkeit. Für die Mithraspriester ist Chaos der Zustand der Welt, bevor Mithras ihn verbessert. Chaos kann erschaffen, so sagen sie, jedoch nie etwas Gutes. Unstrittig ist: Chaos kann alles zerstören. Chaos bedeutet für den menschlichen Geist, dass er von Wahnsinn übermannt wird oder nur noch seinen Trieben gehorcht. In vielen Zaubern symbolisiert Chaos das Hervorbringen zufälliger Effekte oder die vorübergehende Aufhebung von Ordnung. Für die Mondwächter symbolisiert das Chaos jedoch - so widersprüchlich es klingt - nur eine andere Form der Ordnung. Es gibt wenige Aspekte, die von Mithraspriestern und Druiden so unterschiedlich bewertet werden wie das Chaos.

Die drei Seelenwaagen

Ein aufgeklärter Priester des Mithras gestand mir einst ein, dass er durchaus die „alten Aspekte“ nutzen könnte, um zum Beispiel auf die Natur einzuwirken. Es befand jedoch, dass dieser Aspekt der Schöpfung, also die „Natur“, noch von den Alten Göttern beherrscht werde. Daher empfand er ein zunehmendes Gefühl der Entfernung von der Macht seines Gottes, je intensiver er sich solcher Aspekte bediente. In diesem Zusammenhang hörte ich das erste Mal von der „Seelenwaage“. Sie symbolisiert den Gegensatz zwischen Aspekten. Wer sich besonders häufig eines Aspektes bedient, der entfernt sich damit - laut der Seelenwaage - von einem anderen, entgegengesetzten Aspekt. Anders formuliert: Wer mit seinen Zaubern ständig „Ordnung“ stiftet, der bekennt sich damit zur Ordnung und den ihr nahestehenden Aspekten. Seine Seele entfernt sich somit vom „Chaos“ und den ihm nahestehenden Aspekten. Dies sind die drei Seelenwaagen, wie sie mir überliefert wurden:

  • Energie ist die Waage zwischen Licht und Gewalten
  • Ethik ist die Waage zwischen Ordnung und Chaos
  • Moral ist die Waage zwischen Schatten und Natur

Einzig zwischen Tod und Leben gebe es eine solche Waage nicht, da jedes sterbliche Lebewesen an beiden Aspekten gleichen Anteil habe. Es ist schwer zu überprüfen, doch soll es für den Kleriker eine spürbare Auswirkung haben, an welchem Ende einer solchen Waage er sich befindet.