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Der Herr der Speerspitzen

geschrieben von Ducan

Hitzewellen schlagen ihm entgegen. Der Schweiß rinnt in Bächen an seinem Körper herab. Und auch seine Arme schreien schon nach einer Pause. Dennoch darf er noch nicht nachlassen. Eigentlich hatte er es satt jeden Tag, jede Stunde immer ein- und dasselbe zu machen. Das ging nun schon seit Wochen so. Aber der Meister hatte ihm einen Auftrag erteilt. Und er als Lehrling musste ihn erfüllen, wenn er jemals einen eigenen Gesellenbrief in der Hand halten wollte.

Eigentlich war es doch nicht so schlimm, musst Marrus sich eingestehen. Immerhin macht er langsam Fortschritte. Vor einigen Monaten noch konnte er gerademal Schildbeschläge herstellen. Und davor durfte er überdessen den Meister nur über die Schulter sehen, sauber machen, und vielleicht mal den Blasebalg bedienen. Und jetzt? Jetzt hatte er schon seine eigene kleine Ecke in der Werkstatt von Meister Ambrass und einen Auftrag, bei dessen Erfüllung er 20% des Gewinns behalten darf.

Wieder schlägt ihm eine Hitzewelle entgegen. Anhand der Farbe des glühendem Metalls erkennt Marrus sofort die Temperatur des Stahls, wie der Meister es ihm gezeigt hatte. Die richtige Temperatur des Werkstücks spielte eine ebenso große Rolle, wie die Wahl, der richtigen Legierung. So waren doch die resultierenden Materialeigenschaften, wie Härte, Zähigkeit und Haltbarkeit, für den späteren Einsatz des Schmiedeguts von besonderer Bedeutung.

Schnell geht er im Kopf noch mal alles durch. Dann holt er auch schon mit der Langzange das glühende Werkstück aus der Esse. Auf dem Amboss abgelegt, beginnt er sogleich den Quader mit kraftvollen und gleichmäßigen Schlägen zu bearbeiten.

Wie jeder gute Schmied hatte auch Marrus bereits sein eigenes Hammersortiment. Immerhin muss ein Metallwerker seine Hämmer irgendwann wie ein Teil seines Körpers kennen und handhaben können. Meister Abrass selbst hatte dies ihm einst anhand seines Lieblingshammershammers demonstriert. Und wie um den Meister auf die Probe zu stellen, hatte Marrus sich letzten Winter einen Scherz erlaubt und den Lieblingshammer des Meisters versteckt. Der hatte vielleicht gesucht und getobt. Marrrus hätte er beinahe herausgeworfen, als er herausfand, dass dieser Schuld war. Doch zum Glück, hatte sich der Meister nach ein paar Krügen Bier wieder beruhigt.

Weiter und weiter schlägt er auf das glühende Werkstück ein und formt es langsam zu einer langgezogenen Pyramide.

Und wie er so über alles nachdenkt wird Marrus bewusst, dass es nun schon fast 2 Jahre her ist, seit er sich entschieden hatte nach Löwenstein zu reisen und dort den Beruf des Waffenschmieds zu lernen. Seine Eltern, welche in einem Dorf an der Grenze von Servano leben, waren damals sehr stolz auf ihren Sohn gewesen. Irgendwann, wenn er seine Lehre bei Meister Abrass abgeschlossen hatte, würde er dorthin zurückkehren. Er würde seine eigene kleine Schmiede aufmachen. In den Grenzgebieten waren Waffen besonders gefragt. Er würde Abenteurer, Söldner und andere Reisende mit seinen Waffen ausrüsten. Und die besten und edelsten Schwerter würde er der Dorfmiliz verkaufen. Alle wären stolz auf ihn und würden ihn wie einen Helden feiern. Die Mädchen würden ihm zu Füßen liegen, vor allem die schöne Isabella. Ja, man würde in der ganzen Region, und darüber heinaus, seine tolle Schmiedekunst bewundern…

…aber bis es soweit war musste er erstmal die 100 Speerspitzen fertigstellen, die der Hauptman der Löwensteiner Garde bei ihm bestellt hatte. Und so holt Martus zum nächsten Schlag aus.